Dialektische Erörterung

1. Beispiel
2. Beispiel
3. Beispiel: Tierrechte ins Grundgesetz?


1. Beispiel

Aufgabe:

Bearbeiten Sie eines der drei Themen in der in der Schule besprochenen und geübten Form. Die Arbeitszeit beträgt drei Schulstunden (135 Minuten) von 07:50 ‐ 10:05 Uhr.

Viel Erfolg! 

Themen:

  1. Im Schuljahr 2005/06 wird erstmals ein sogenanntes Büchergeld erhoben. Welche Chancen und Gefahren sehen Sie in dieser neuen Abgabe?
  2. Künftig wird an bayerischen Schulen ein generelles Rauchverbot gelten. Halten Sie diese Maßnahme des Kultusministeriums für sinnvoll?
  3. Am Ludwigsgymnasium herrscht wie in anderen staatlichen Schulen Koedukation, während das Gymnasium der Ursulinen nur für Mädchen zugänglich ist. Sehen Sie im gemeinsamen Unterricht für Jungen und Mädchen mehr Vorteile oder eher Nachteile?

Musteraufsatz zum 1. Thema

Gliederung

  1. Einführung eines Büchergelds zum Beginn des Schuljahres 05/06 in Bayern
  2. Uberlegungen, ob das Büchergeld Verbesserungen für die Situation der Schüler bringt
    1. Vorteile des Büchergelds für die Situation der Schüler
      1. Besserer Zustand der Bücher
      2. Besserer Zustand anderer Teile der Schulen durch Einsparung von Lehrmittelkosten
    2. Keine Verbesserung für die Situation der Schüler
      1. Keine Vorteile für die Schüler des G 9
      2. Schröpfung der Schüler zugunsten des Staates
      3. Benachteiligung sozial schwach gestellter Schüler
  3. Ablehnung des Büchergelds


Ausführung

Die bayerische Landesregierung hat wie einige andere Bundesländer beschlossen, ein Büchergeld ab dem Schuljahr 2005/06 einzuführen. Nun müssen Schüler eines Gymnasiums 40 € pro Schuljahr bezahlen. Das Geld soll für den Einkauf neuerer Bücher verwendet werden. Gegen diese Entscheidung hat sich allerdings schon Protest von Eltern und Schülern geregt, während Kultusminister Siegfried Schneider erst kürzlich den Beschluss verteidigt hat. Das Büchergeld muss man, dem Konfliktpotenzial entsprechend, einer genaueren Analyse unterziehen und die Frage stellen, ob das Büchergeld Verbesserungen für die Situation der Schüler bringt.

Die Einführung des Büchergeldes beinhaltet zunächst einen klar ersichtlichen Vorteil für die Schüler. Durch die Einnahmen können moderne und ansprechende Lehrmittel beschafft werden, deren Zustand eindeutig besser sein dürfte als diejenigen, die im Moment angeboten werden. Als Schüler des Ludwigsgymnasiums kann man das Beispiel der Englischbücher heranziehen. Die Bücher sind die eines Kernfaches, also werden sie dementsprechend häufig verwendet, folglich ist die Abnutzung der Bücher relativ hoch. Werden sie dann über viele Schuljahre hinweg eingesetzt, so kann man schon nach wenigen Jahren die hinterlassenen Spuren erkennen. Verschlissene und beschmutzte Bücher sind die Regel. Das Anfassen und Arbeiten mit diesen Büchern ist dann keine besonders motivierende Angelegenheit mehr. Hier schafft die Einführung des Büchergeldes Abhilfe, da damit eine Verbesserung der Situation der Schüler erzielt werden kann.

Des Weiteren steht das Geldbudget, das jedes Jahr für die Anschaffung neuer Bücher aufgebraucht wird, nun für andere Zwecke zur Verfügung. Die Ausstattung der Schule, wie zum Beispiel die Ausrüstung für die Fachräume in den Naturwissenschaften, kann erneuert oder ausgebessert werden. Im Ludwigsgymnasium gab es seit dem Umzug vor ca. 35 Jahren bis auf die Ausnahme der Neugestaltung des Chemie-Übungssaals keine grundlegenden Renovierungsarbeiten in diesen Räumen. Durch die Mehreinnahmen können nun bessere Versuchsgegenstände oder neue Bänke beschafft werden, so dass die Schüler mit diesen Materialien professionell arbeiten und sich auf hohem Standard weiterbilden können. Auch deshalb scheint eine Einführung des Büchergeldes sinnvoll für die Schüler.

Jedoch bringt das Büchergeld auch eine Verschlechterung für die Situation der Schüler mit sich. Zum Schuljahr 2004/05 wurde in Bayern das achtjährige Gymnasium (G 8) eingeführt. Die Schüler des G 8 benötigen deshalb natürlich neu strukturierte Lehrbücher und so werden die Schulbücher des G 9 nur noch wenige Jahre in Gebrauch sein. Infolge dieser großen Umwälzung werden für das G 9 aus Kostengründen keine neuen Bücher mehr von den Schulen angeschafft und das Augenmerk bei der Buchauswahl liegt auf den Büchern des G 8. Also hat das Büchergeld auf die Mehrzahl der Schüler, die noch das G 9 besuchen, keinerlei Einfluss bei dem Aspekt der Erneuerung der Bücher und dadurch wird dieses Argument entkräftet.

Außerdem verkommt das Büchergeld zur bloßen Schröpfung der Schüler, wenn man bedenkt, dass nur ungefähr die Hälfte des eingenommen Büchergeldes für die Anschaffung neuer Bücher verwendet werden muss. Der Schulleiter der Berufsschule Straubing berichtet von dieser Tatsache, dass in seiner Schule 20 € pro Schüler vollkommen ausreichen würden, um die Bücher zu finanzieren. Dies erweckt den Eindruck, dass das Büchergeld dazu missbraucht wird, die leeren Kassen der Kommunen von den Schülern zu füllen. Dieses Geld wird dann gezahlt, ohne dass daraus Nutzen für die Schulgemeinschaft entsteht. An eine Verbesserung der Situation der Schüler ist nicht zu denken.

Darüber hinaus ist die Einführung des Büchergeldes ein weiterer Schritt zur Benachteiligung sozial schwächer gestellter Schüler. Schon jetzt beweisen Statistiken, dass Schüler aus sozial niedriger gestellten Schichten der Gesellschaft eine Minderheit der Schüler ausmachen, die ein Gymnasium besuchen. Wenn eine Familie aus einer solchen Schicht zwei Kinder in der Schule hat, muss sie in der Schullaufbahn der Kinder ungefähr 880 € nur an Büchergeld bezahlen. Nicht mitgerechnet sind Hefte, Stifte, Schultasche oder Schulausflüge. Mit der Einführung des Büchergeldes werden diesen Schülern immer mehr Chancen auf eine gute Bildung genommen. Zwar wird sozial Schwachen eine Vergünstigung der Gebühren gewährt, aber durch diesen Erlass wird ein Schüler gebrandmarkt. Diese sozial ungerechte Entwicklung ist nicht zu verantworten und bringt keine Verbesserung der Situation der Schüler mit sich, im Gegenteil, die Schule verkommt durch diese faktische Abschaffung der Lernmittelfreiheit mehr und mehr zu einer Einrichtung nur für finanziell besser Gestellte.

Insgesamt gibt es angesichts der negativen Folgen durch die Einführung des Büchergeldes keine Verbesserungen der Situation der Schüler, vor allem wenn man auch betrachtet, welchen bürokratischen Aufwand das Büchergeld verursacht. Eher bringt das Büchergeld noch Verschlechterungen insbesondere bei sozialen Fragen mit sich. Man sollte sich die Frage stellen, ob das Büchergeld nicht der Anfang einer bedenklichen Entwicklung ist und muss unbedingt an die Staatsregierung appellieren, diese Entscheidung zu überdenken.


nach oben

2. Beispiel

Thema:

„Ungeheuer ist viel, doch nichts ist ungeheurer als der Mensch.”
(Sophokles [ca. 496-405 v. Chr., Athen]: Antigone [Uraufführung vermutlich 442 v. Chr.])

Erörtern Sie nach einer sorgfältigen Analyse der Sentenz, ob der zitierte Satz des Dichters Sophokles auch nach zweieinhalb Jahrtausenden noch Gültigkeit besitzt!


Hintergrund:
Antigone bestattet gegen das königliche Verbot ihren im Bruderkampf gefallenen Bruder und wird deshalb selbst zum Hungertod verurteilt, dem sie nur durch Selbstmord zuvorkommt.


zum Erwartungshorizont:

nach oben

3. Beispiel

Aufgabe:

Verfassen Sie eine dialektische Erörterung zum Thema „Tierrechte ins Grundgesetz?“
Ziehen Sie dabei ethische Argumente auch aus verschiedenen Fachbereichen heran (z. B. Religi­onslehre!), und gehen Sie auch auf die Folgen einer positiven oder negativen Bewertung von Tier­rechten ein.

 

Tierrechte

Der Terminus Tierrechte ist ein zentraler Begriff aus der Tierethik. Er bezeichnet Rechte für (nichtmenschliche) Tiere. Die Art der vorgeschlagenen Rechte und die davon betroffenen Tiere va­riieren dabei bei verschiedenen Tierrechtsphilosophien. [...]
In der Diskussion um Tierrechte versucht man zu begründen, ob Tiere mit unveräußerlichen Rech­ten ausgestattet sind oder nicht.
Vertreter von unveräußerlichen und vergleichsweise weitgehenden Rechten werden als Tierrecht­ler bezeichnet. Diese leiten aus diesen Rechten weitreichende Forderungen an eine Gesellschaft bezüglich des Umgangs mit Tieren ab.
Kritiker von Tierrechten argumentieren, dass Tiere gar nicht die Fähigkeit dazu hätten, in eine Ver­tragstheorie mit einbezogen zu werden oder moralische Entscheidungen zu treffen. Dementspre­chend seien sie auch nicht dazu in der Lage, die Rechte anderer zu respektieren oder Rechts­konzepte in irgendeiner Form zu verstehen. Dem wird entgegengehalten, dass das Verständnis von Rechtskonzepten keine Voraussetzung dafür sei, als Rechtsperson zu gelten. (Es gibt Menschen, die kein Verständnis von Rechtskonzepten haben, aber dennoch als Rechtspersonen gelten.) Ohne ein Tier als Rechtsperson anzuerkennen, sei es aber möglich –ndash; und bereits auch juristische Praxis –ndash; Tieren Leidensfähigkeit, Schmerzempfinden und weitere Grundbedürfnisse zuzugestehen und de­ren Respektierung auch von Menschen einzufordern.
Einige Rechtsphilosophen lehnen Tierrechte mit dem Argument ab, dass ein Recht immer aus ei­ner Selbsterkenntnis abgeleitet werden müsse, die bei Tieren nicht anzutreffen sei. Auch sei ein Recht immer mit entsprechenden Pflichten verbunden.

Quelle: Wikipedia: Tierrechte. Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Tierrechte (gesehen am 27.11.2012)


Erwartungshorizont:

Gliederungsbeispiel:

A. Regelmäßige Empörung von Tierschützern [möglichst konkreter Anlass]

[Definition: Was sind Tierrechte? Welche Tierrechte sollte es geben? Was ist das Grundgesetz?]

B. Wiederholte Forderung, Tierrechte ins Grundgesetz aufzunehmen

I. Gegen einen Rechtsstatus für Tiere

1. Recht des Stärkeren, des Menschen

a) Naturrecht

b) Technische Möglichkeiten, Tiere zu „nutzen”

2. Unbewusstheit der Tiere

3. Tierwelt als Untertan des Menschen

a) Biblischer Schöpfungsauftrag

b) Technische Überlegenheit der menschlichen Intelligenz

II. Tierrechte in einer aufgeklärten Gesellschaft

1. Leidensfähigkeit der Tiere als Grund für strengeren Tierschutz

a) Tierquälerei in der Massentierhaltung

b) Zuchtziele zum Nachteil verschiedener Tierarten

c) Unnötige Tierversuche für Kosmetika u.a.

d) Differenzierung der Tierrechte nach Entwicklungshöhe der Arten

2. Neuere Erkenntnisse der biologischen Forschung

a) Ansätze zu Selbsterkenntnis, Altruismus, Sozialverhalten

b) Geringe Unterschiede im Erbgut zwischen Mensch und Tier

3. Tierschutz als Symbol für Menschenschutz

a) Humanität im Umgang mit unseren Mitgeschöpfen

b) Konsequente Weiterentwicklung der Ethik

III. Folgen eines verschärften Tierschutzes

1. Notwendigkeit, den Umgang mit Tieren zu überdenken

2. Verteuerung der Fleischproduktion [aber: bessere Ausnutzung der landwirtschaftlichen Ressourcen!]

3. Bessere Lebensbedingungen auch für Nutztiere

4. Artenschutz als Grundlage des Umweltschutzes

C. Menschenrecht vor Tierrecht


Gedanken zur Ausführung:

nach oben